SFB, Kirchplatz; 22.12.2001

Hinter Kirchenmauern
Flüchtlinge suchen Asyl

Wenn ihre Zeit abgelaufen ist und sie nirgendwo mehr untertauchen können, gibt es für manche von ihnen eine letzte Zuflucht: Die Kirche. Von Gefängnis und Folter bedroht flüchten zahlreiche Menschen aus ihren Heimatländern nach Deutschland. Nur wenige von ihnen können die deutschen Behörden von ihrer gefährlichen Lage überzeugen. Meist ziehen sich die Asylverfahren über Jahre hin. Die Flüchtlinge werden letztendlich doch abgeschoben - manchmal sogar gegen bestehendes deutsches Recht. Der Film beschreibt mehrere Schicksale. Er begleitet die vietnamesische Familie Nguyen, die bulgarische Familie Veleff und Familie Kassem aus Afghanistan und erzählt ihre Geschichten. Sie alle kamen Anfang der neunziger Jahre nach Deutschland. Als sie aus der Bundesrepublik abgeschoben werden sollten, gewährte ihnen die Kirche Asyl. Während die Familien im Kirchenasyl sicher vor dem Zugriff der Ausländerbehörde waren, leiteten Helfer neue rechtliche Schritte für ein Bleiberecht für die Flüchtlinge ein. Heute leben die Veleffs und die Kassems in Berlin, Familie Nguyen in Brandenburg - legal. So enden über 70 Prozent aller Kirchenasyle mit einem Bleiberecht. Doch die Angst der Familien vor Abschiebung ist geblieben, denn ihre Aufenthaltsgenehmigungen sind befristet. Die Kirche macht durch ihr Handeln eine breite Öffentlichkeit auf die Mängel im deutschen Asylrecht aufmerksam, erzeugt Solidarität und erfüllt so eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion; ist Gewissen. Der Film beleuchtet die Arbeit der Helfer aus den Gemeinden ganauso, wie die schwierige Situation für die Betroffenen im Kirchenasyl selbst und zeigt das Leben danach. Gegen eine Einführung von Kirchenkontingenten wie Innenminister Otto Schily sie plant, wehrt sich die Kirche vehement. Schilys Plan sieht vor, dass die Gemeinden die Kosten übernehmen und selbst entscheiden, wer in Deutschland bleiben darf. Der Film macht anhand der beschriebenen Fälle deutlich, was die Änderungen in Wirklichkeit für die Menschen bedeuten würden, versucht zu sensibilisieren für ein emotionsgeladenes Thema.

Regie und Buch: Matthias Zuber / polyeides medienkontor