ARD, 15.03.2004

Liebe tut weh
Sexueller Missbrauch an geistig Behinderten

Sie haben keine eigene Stimme. Die Verbrechen an ihnen bleiben meist im Dunklen, ungehört. Nach vorsichtigen Schätzungen wurde jede dritte behinderte Frau in Deutschland Opfer sexueller Gewalt. In den meisten Fällen bleiben die Täter unentdeckt. Der Film schildert anhand von zwei verschiedenen Schicksalen die Situation von geistig behinderten Frauen, die sexuell missbraucht wurden, versucht für deren Lage zu sensibilisieren und zeigt die Schwierigkeiten seitens der Gesellschaft und auch der Betreuer mit dem Thema „Sexualität und Behinderung“ umzugehen.

Sie hält sich die Hände vor ihr Lachen, als könne es ihr einer stehlen. Anja ist 28 Jahre alt und geistig behindert. Sie lebt in einer betreuten Wohneinrichtung in Hamburg. Anja wurde mehrmals vergewaltigt. Erst die Mutter eines Mitschülers erkannte, dass mit Anja etwas nicht stimmt und ging mit ihr zu einer Selbsthilfegruppe. Dort traf Anja auf die Sozialpädagogin Bärbel Mickler. In den Gesprächen erfuhr die Pädagogin nicht nur vom sexuellen Missbrauch in der Sonderschule durch einen Mitschüler, sondern auch von früheren sexuellen Übergriffen. Bärbel Mickler sorgt dafür, dass Anja in eine betreute Wohnung am Rande von Hamburg unterkommt.

Die 20jährige Nadine lebt in einem Wohnheim in Berlin, dem Pastor Braune Haus, das vom evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk getragen wird. Sie ist seit vier Jahren hier. Als sie 12 Jahre alt war, wurde sie von einem Freund ihrer Mutter vergewaltigt. Als sie schwanger wurde glaubte ihr keiner die Vergewaltigung.

Der Film schildert das Leben von zwei geistig behinderten Frauen nach sexualisierter Gewalt. Er macht auf die Situation dieser Menschen aufmerksam und zeigt die Probleme, die es für diese Gruppe von Betroffenen in unserer Gesellschaft gibt.

Autor, Regie: Mareille Klein und Matthias Zuber; Kamera: Matthias Zuber / polyeides medienkontor münchen / berlin