DeutschlandRadio, Nachspiel
Export aus Strausberg -
Mitch Franke schafft den Sprung in die amerikanische Baseball-Profiliga

 



Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von Frank Zappa



Musik und Geräusche: Musik wird langsam übergeblendet in Windrauschen. Das Geräusch eines Baseballs der langsam mehrmals hintereinander mit einem dumpfen „Klatsch“ in eine Hand geworfen wird. Dann das Geräusch des Abwerfens und das verlangsamte Windgeräusch, das der Ball im Flug erzeugt.

Sprecherin: Innerhalb einer halben Sekunde muss er sich entscheiden. Seine Bewegungen koordinieren. Handeln. Eine halbe Sekunde bleibt, das Richtige zu tun. Solange braucht der 150 Gramm schwere Ball, um von der Hand des Gegners in seine Zone zu gelangen. In die Strike Zone. Bewegt er seinen Schläger nicht oder verfehlt er den Ball, der das gedachte Rechteck zwischen Knie- und Achselhöhe passiert, kassiert er einen Strike. Nach drei Strikes ist es vorbei. Er ist draußen. Kommt das öfter vor, ist er ganz draußen. Dann fliegt er wieder zurück nach Deutschland. Doch wenn er den Ball trifft und das trocken harte „Clock“ über das Feld hallt, dann ist Mitch Franke [amerikanisch ausgesprochen] im Himmel. Dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl von Leben, Glück und Macht.

Geräusche: „Clock“, der Ball wird getroffen.

O-Ton Mitch Franke Du mußt immer denken: Ja, ich fang den Ball! Ich schlag den Ball. Ich seh den Ball. Ich treff den Ball! Und ich renn.

Geräusche: Schnelles Sprinten auf dem Rasen. Schweres, angestrengtes Atmen.

Sprecherin: Mitch Franke [amerikanisch ausgesprochen] läßt den Schläger fallen. Die Beinmuskeln katapultieren seinen 85 Kilo schweren Körper von der Homebase auf das Grün des Feldes hin zur First Base - einer viereckigen, weißen Plastikplatte. Dann wird Mitch Franke vom Batter, dem Schläger, zum Runner, dem Läufer.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von Tom Hollenbaugh. Steht erst frei und wird dann unter den Sprecherintext gelegt.

Sprecherin: Baseball - das ist Amerika. Und wer auf der Welt Baseball spiellt, dessen Traum ist es, einmal hier zu spielen - hier in den USA.

Geräusche: Atmo aus Stadion, US-Nationalhymne

Sprecherin: Für Mitch Franke [amerikanisch ausgesprochen], der eigentlich Michael Franke heißt, ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Der 19jährige spielte diese Saison als einziger Deutscher Profibaseball in den Vereinigten Staaten - als erster Deutscher seit über 40 Jahren.

O-Ton Mitch Franke. Manche andere würden sich den Arm abhacken, um hier zu spielen und hier´n Profivertrag zu kriegen.

Sprecherin Hier begeistert der Sport Millionen von Fans und die Spieler werden wie Helden verehrt. Und die größten Helden verdienen auch großes Geld. Alex Rodriguez, schon jetzt eine Baseball-Legende, unterschrieb letztes Jahr bei den Texas Rangers in Dallas einen Zehnjahresvertrag, der ihm pro Jahr ein Gehalt von über 25 Millionen Dollar garantiert.

Geräusche: Atmo des Jubels bei einem Baseballspiel. Der Jubel verhallt. Straßengeräusche einer Kleinstadt. Eine Straßenbahn fährt vorbei. Die Stadtgeräusche entfernen sich. Naturatmo.

Sprecherin: Von solchen Traumgagen ist Mitch Franke soweit [amerikanisch/deutsch ausgesprochen] entfernt, wie seine Heimatstadt von den USA. Der 19 Jährige kommt aus einer kleinen Stadt in Brandenburg. Einer Region in Deutschland, in der ein Baseballschläger eher Assoziationen in Richtung ausländerfeindliche Straftaten hervorruft als in Richtung Leistungssport. Etwa 25 Kilometer nordöstlich von Berlin liegt Strausberg. 26.000 Einwohner leben in der Stadt. Hier an der Landhausstraße, zehn Minuten Fußweg vom S-Bahnhof in Richtung Norden, liegt die ehemalige Sportschule der Nationalen Volksarmee. Heute heißt das Gelände Sport- und Erholungspark Strausberg. Hier trainieren die Sun Warriors, bei denen Mitch Franke sieben Jahre Mitglied war. Sein Vater, Andreas Franke, ist Präsident des Vereins. Noch ist Baseball in Deutschland ein Nischensport. 30.000 Aktive in 400 Clubs trainieren regelmäßig - so wie hier.

Geräusche: Trainingsgeräusche (liegen zum Teil unter dem Sprecherintext).

Sprecherin: Auf der Tribüne am Baseballfeld sitzt Andreas Franke.

O-Ton Andreas Franke: 1994 ist diese Anlage gebaut worden und nach einer Entwicklungsphase haben wir ab 1996 am Liga-Spielbetrieb von Berlin Brandenburg teilgenommen. Und durch die guten Bedingungen, die guten Sportler und die sehr guten Trainer gehörten wir nach zwei Jahren schon zu den besten von Berlin und Brandenburg und haben dann die Entscheidung gefällt ab 1998 Bundesliga zu spielen und sind dann durch die zweite Bundesliga durchmaschiert und spielen seit zwei Jahren jetzt in der ersten Bundesliga. Der Baseballstandort in Strausberg ist zu einer festen Größe in Deutschland geworden.

Geräusche: vom Trainig liegen unter der gesamten Passage. Das trockene „Glock“ eines Schlages.

O-Ton Andreas Franke: Das macht einfach Spass Baseball zu spielen, den Ball schlagen, wenn man den richtig trifft und der fliegt das ist ein Gefühl, das ist super.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von pyrzqxgl

Sprecherin: Mit 12 Jahren fing Mitch Franke an, Baseball zu spielen. Er hat im Strausberger Baseballzentrum Sonderschichten geschoben, statt wie seine Altersgenossen in die Disko zu gehen. Mit 14, nach der Jugendweihe, war er sechs Wochen in einem Trainingscamp in Südafrika. Dann letztes Jahr im Trainingscamp der Brewers in Phönix im US-Bundesstaat Arizona wurden die Talentscouts auf ihn aufmerksam. Sie schätzten seine Fähigkeit sowohl mit links, wie auch mit rechts zu schlagen. Nach einer Woche boten ihm die Milwaukee Brewers einen Vertrag an.

O-Ton Andreas Franke: Die Nachricht, dass mein Sohn einen Profivertrag bekommt, hat mich morgens um drei ereilt. Er hat mich angerufen und sagte, er sitzt jetzt mit dem Big Boss im Büro. Und sie haben ihm einen Vertrag angeboten und er er möchte, dass ich den unterzeichne. Ich hab das erst mal gar nicht so mitgekriegt. Ich war ja gerade aus dem Schlaf aufgewacht. Dann wurde mir schon die Dimension klar. Weil mein Sohn noch nicht 21 ist, musste ich als Vater den Vertrag unterschreiben. Und dann hab ich gesagt, na klar. Fax das Ding her und dann hab ich das mit nem dicken Eding unterschrieben -dass auch die Schrift zu lesen ist - und hab‘s wieder zurück gefaxt in die USA.

Musik und Geräusche: „Rattled by a Rush“ von Pavement von der CD „Epee of my Heart“. Dann darüber; Fahrgeräusche von einem schnell über den Highway rasenden Auto (innen, liegt unter der gesamten folgenden Passage).

Sprecherin: Draußen ist Wüste. Draußen ist Hitze. Meterhohe Kakteen wie in Wild-West-Filmen säumen den Interstate Highway Nummer 10. Es ist 6:30 Uhr am Morgen. Die Sonne stemmt sich über die roten Berge um Phönix. Die langen Schatten auf dem Wüstenboden schmelzen. Mitch Franke ist auf dem Weg zum Training.

O-Ton Mitch Franke: Mein Ziel ist es erstmal, diese Saison gut abzuschneiden und dann nächste Saison weiterzusehen. So weit in die Zukunft kann ich noch nicht sehen, weil man weiß halt nie, was passiert. Wenn du auf Position spielst und dann mal krank wirst, dann kann es sein, dass du schnell austauschbar bist. Dass du schnell rausfliegst, aber das ist das Leben hier. Hier wird schnell gewechselt. Es gibt viele Leute, die hier hinwollen und viele Leute sind auch gut. und deshalb sind wir leicht ersetzbar.

Sprecherin: Der Wagen verläßt den Highway. Über die Clarendon Avenue fährt er direkt zum Trainingscamp der Brewers, dem Mayvale Baseball Park.

Geräusche: Das Auto hält an. Der Motor wird abgestellt. Die Autotüre wird geöffnet und geschlossen, Schritte über den Asphalt.

Sprecherin: Gegenüber vom großen Baseball Stadion ist das Trainingsgelände. Fünf Baseballfelder, jedes etwa doppelt so groß wie ein Fußballfeld und das Clubhaus der Brewers. Heute hat sich wichtiger Besuch aus Millwaukee angekündigt: Scott Martens

O-Ton Scott Martens: My name is Scott Martens, I am the assistance director of the player development with the Brewers. Basically, what I do is, I coordinate a lot of different programs that we have here in our minor league sytem with the Milwaukee Brewers. We have six minor league clubs including one in the Domenican Republic. And how that basically works, we have the Major League Club, after that you have the next highest level is Triple A, Double A, we have two A ball Clubs and then two rookie clubs similar to that here in arizona, where we have our younger player. Realistically, just to give you guys an idea, the number of players we approximately have, is 150 minor league players in our system right now. And the way, baseball and industry works: out of these 150 players approximately five to six per cent may have a chance making it to the majors, which aren‘t very good odds.That‘s a pretty good indication of how difficult it is in baseball.

Geräusch: Trainingsgeräusche (unter den Text gelegt).

Sprecherin: Scott Martens begutachtet die Fortschritte der Jungs in der Rookie Mannschaft, in der auch Mitch Franke spielt. Sein Urteil kann das gesamte weitere Leben der jungen Männer bestimmen. Von seinem Urteil hängt es mit ab, ob ein Spieler aufsteigt oder sein Rückfahrticket nach Hause lösen muß.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von The D´s 3

Geräusche: Ballschlagen und Fangen, Trainingsgeräusche liegen unter dem gesamten Text.

Sprecherin: Es ist heiß. Sehr heiß. Das Thermometer klettert auf 113 Grad Fahrenheit, das sind 45 Grad Celsius. Und es ist erst 10 Uhr am Morgen. Am hellblauen Himmel ist nicht einmal der Streifen einer Wolke zu sehen. Seit zwei Stunden trainiert Mitch Franke auf dem Feld. Unter der dunkelblauen Baseballmütze mit dem dicken weißen „M“ tropft ihm der Schweiß von der Stirn.

Geräusche: Lauftraining; Kommandos vom Trainer (kurz frei, dann unter den Text gelegt und abgeblendet).

Sprecherin: Der 1,86 Meter große Strausberger rennt mit 29 anderen jungen Männern über den grünen Rasen. Das Gras ist kurz und exakt geschnitten, wie die Haare auf einem GI-Schädel. Einer der Trainer gibt Anweisungen, zeigt, wie man am geschicktesten eine Base anläuft. Franke macht einen zu ausladenden Bogen. Im militärischen Tonfall verbessert der Trainer Franke, sagt, dass so ein Fehler der Mannschaft wichtige Punkte kosten kann. Mitch Franke nickt und stellt sich wieder in die Reihe seiner Teamkameraden.

O-Ton Mitch Franke: Wenn man im Baseball einen Fehler macht, dann muß man das sofort abstellen. Man darf da nicht mehr drüber nachdenken, muss immer weitermachen und immer positiv denken. Morgen darf ich nicht mehr drüber nachdenken, was heute war, ob es nun ein guter Tag war oder ein schlechter Tag, weil man sich sonst immer nur hoch und runtereist. Und so muss man immer auf einer Linie bleiben, immer versuchen, gleichmäßig zu spielen.

Sprecherin: Für einen Läufer ist beim Baseball Schnelligkeit alles. Er muss schneller bei der nächsten Base sein als es die Basemen oder Outfielder der Gegner schaffen, den Ball dorthin zu schmeissen - sonst fliegt der Läufer aus dem Spiel. Erst wenn es ein Läufer geschafft hat, über die First, Second und Third Base wieder zurück auf die Homebase zu kommen - ohne von der gegnerischen Mannschaft gestoppt zu werden, bekommt seine Mannschaft einen Punkt.

Geräusche Stimmung aus einem Stadion, wenn Punkt gewonnen wird, überblenden mit Schlaggeräusche vom Training (unter gesamten Text)

Musik: wird dazugemischt: „The Heist“ von John Zorn aus „John Zorn Filmworks 1986 - 1990“.

Sprecherin: Um 14 Uhr ist es unerträglich heiß auf dem Platz. Die Bewegungen werden langsamer. Selbst die Bälle fliegen wie in Zeitlupe. Sie scheinen in der Luft zu stehen. Die Hitze hat die Zeit festgebrannt. Carlos Lezcano steht am Rand des Spielfeldes und beobachtet hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille das Training.

O-Ton Carlos Lezcano: My name is Carlos Lezcano, I’m from Puerto Rico, and I’m the manager here with the Arizona Brewers. Manager is the one in charge, is like head coach. In baseball it‘s called manager. Baseball is a very hard job, you know. You got to come here everyday for five, six months. Sometimes, in the big leagues you gotta do it seven months every day. So, you gotta be mentally tough. You know, those big league players, they´re mentally tough. You know, they played in the minor leagues, they´re able to go there and if you gonna stay in the big leagues you gotta have discipline, mental toughness to do the same thing everyday for seven months. A lot of people cannot handle that. You know, and not too many people can do it. That´s why not too many people make it. It´s very very tough.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von Mystah Munreo

Sprecherin: Carlos Lezcano deutet auf Mitch Franke, der immer noch das Schlagtraining absolviert.

O-Ton Carlos Lezcano: Mitch Franke, you know, he is from Germany. he came here for instruction league, ah, last year and ah, we tried him out, ah, and we´d like, we´d like, you know, ah, there was, there was a switch hitter and at times he hit the ball hard, you know, good built, good strong guy and we liked those tools. And we signed him. He’s been progressing properly, you know. He has still got a long way to go to be in the big leagues, and face top quality pitching, you know. Here guys throw a little harder, they throw a little faster, it’s like the game sped up with him like two or three steps faster than where he used to play in Germany. So it’s gonna take him a while to get used to the speed of the game in the States. Plus he’s competing with guys that had been playing just like I said, some of them are six, seven years old. So it takes a while for him to catch up with those guys. We gonna give him all the chances he´s got. It comes the time and they gotta do the job, you know.

Geräusche und Musik: Trainingsgeräusche und dazu „Hope“ von Shaggy von „For the Love of the Game“.

Sprecherin: Und diesen Job wollen viele machen. Die Konkurrenz ist groß. Jeder der 150 Jungs in der Rookie Leauge der Brewers will es schaffen - bis ganz nach Oben. Wie January Javero

O-Ton January Javero: I’m from Jackson, Mississippi, located in the southern United States. I‘m twenty. What I get out of baseball is the enjoyment, coming out here every day, man. A lot of people back at home or either round the world doesn’t have the ability and talent as I have to play this sport and get paid for it. A lot of people in the world have to sit behind a desk. I don’t have to sit behind a desk, come out here to do what I love to do, play ball, and learn everday from it. I will play major leauge baseball.

Geräusche: Zuschauerjubel

O-Ton Nelson de los Santos: My name is Nelson de los Santos. I‘m from the Domenican Republic. En dos anos más, pudo juegar en la grand liga, si dios quiere.

Geräusche: Zuschauerjubel

O-Ton Francisco Placencia: My name is Francisco Placencia and I‘m from Venezuela and I‘m 17 years old. Yo mi sueno siempre de hacer jugar baseballin y legar a las grandes liga.

Geräusche: Zuschauerjubel

O-Ton Mitch Franke: Jeder versucht halt das beste zu geben.Wenn man ‘n Vertrag kriegt, muß man auch alles daran geben, hier zu bleiben und die Regeln einzuhalten. Man verkauft sich. Die Regeln sind : kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Mädels auf dem Zimmer und bestimmte Kleiderregeln und alles wird kontrolliert. Da gibt es ein kleines Buch, wie du dich verhalten mußt, wie du dich zur Presse verhältst, da wird alles vorgeschrieben. Aber das habe ich gewollt. Ich wollte nach Amerika und das ist der Preis, den ich zahlen muß.

Sprecherin: Scott Martens rechtfertigt das rigorose Regelwerk.

O-Ton Scott Martens: We also have policies in spring training .you know. Differnt rules down here. Players need to be in their rooms by 11:30. You can´t havegirls in the room , that´s a 250 Dollar fine. Just to give you a feeling. You are not supposed to chew tabacco. It is banned in the minor league system. That´s a 200 dollar fine. All these different things are listed in the handbook. It makes the parents - especially the mothers more at ease knowing their child is going away and nobody is watching over them, because we watch over their stuff. And realistically you need to because a player can´t be out and do all these other things and still concentrate on baseball. The two just don´t mix.


Geräusche: Platzatmo

O-Ton Mitch Franke: Du mußt immer positiv denken. Deshalb haben wir Psychologen im Team, der erinnert uns immer daran, wie wir uns zu verhalten haben, wie wir denken sollen. Du mußt halt immer positiv denken.

Sprecherin: Der Psychologe heißt Gary Sales und ist Professor an der Universität von Indiana.

O-Ton Gary Sales: I‘m a professor first and this is my research, and I‘ve decided to use my research to help players, and that‘s my business, you see. the training monitors that we use in sports psychology is very important to the success of an athlete. Most coaches believe in a Harvard University study, let us know that an individual‘s success is 85 per cent determined by their mental capacity and fifteen per cent by their skill level. In other words, it‘s what happens between their ears, you know their mental toughness, their confidence and, and their ability to focus, that determines their success. You can have all the skill in the world, but if you can‘t bring that skill and maximize it under the extreme pressure conditions of professional athletics, like professional baseball, then that skill is just there, it‘s hidden, it‘s potential, but you know, you gotta be able to maximize it and bring it out, and that‘s what my job is as a sports psychologist: - to bring that skill out.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von Pollo de Mar

Sprecherin: Auch Mitch Franke lag schon auf der Couch von Gary Sales.

O-Ton Gary Sales: Mitch is, is unique. You know, he‘s the kid from Germany, I believe, right? And he‘s one of the few people from Germany to come to the United States and play professional ball. That is quite an accomplishment. And he‘s gonna have, you know, a lot of pressure on him because he is representing his country. After having talked to him, there were some things that he used to do that he doesn‘t do anymore. Cause of our talks and of our contact, he says „Doc, I gotta be doing this stuff more because you reminded me that when I was doing this mental stuff, as they call it, I played much better“, And for him to acknowledge that was very important. And I think he‘s gonna be successful because he will do anything , whatever it takes to be successful. He‘s one of these kinds of kids.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von Swing out America.

Geräusche: Überblendung: Fallen einer Schlagkeule und Schritte auf dem Sandplatz.

Sprecherin: Mitch Franke beendet sein Schlagtraining in einem der Käfige. Die schwarzen Netze wirken wie ein klares Raster, das jede Bewegung, jede Aktion, jeden Fehler erfasst. Sie sind der klare, geometrische Hintergrund auf dem die Leistung des Einzelnen transparent wird. Wurde der Ball getroffen? In welchem Winkel verließ er den Holzschläger? In welche Richtung flog er? Mit welcher Geschwindigkeit?

Geräusche: Rattern einer Registriermaschine

Sprecherin: Zahlen und Statistiken sind die Religion des Baseball. Alles wird gemessen, gezählt, aufgeschrieben und in einem hierarchischen System ausgewertet, das ganz klar aufzeichnet, wer gerade unten und wer oben ist. Es ist wohl die geometrische Klarheit dieses Spiels, das die Amerikaner so fasziniert, in einer Welt die immer komplexer und unüberschaubarer wird. Eine Klarheit und Reinheit, die sich nicht nur in den statistischen Auswertung der Baseballindustrie finden, sondern die die gesamte äußere Erscheinung des Spiels bestimmen. So schrieb Paul Auster in seinem Buch „Von der Hand in den Mund“ über ein Baseballspiel

Sprecher: „Das jähe Gefühl von Weite ist so mächtig, dass man in den ersten Sekunden gar nicht weiß, wo man sich befindet. Alles ist plötzlich so riesenhaft, so grün, so perfekt geordnet ... In den nächsten zwei bis drei Stunden nimmt einen die Geometrie des Spielfeldes vollständig gefangen. Man ist mitten in der Stadt und zugleich in einem idyllischem Universum, in dem der Flug eines weißen Balls das Handeln von achtzehn erwachsenen Männern bestimmt.“

Sprecherin: Das Baseball-Feld als verlorenes Paradies. Für durchschnittlich 10 Dollar kann man es für kurze Zeit zurückgewinnen. Baseball ist in Amerika mehr als ein Sport. Es ist Religion.

Geräusche: Stadionatmo, dann Duschgeräusche und Gemurmel der Mannschaft.

Sprecherin: Mitch Franke steht unter der Dusche. Hinter ihm der Umkleideraum der Mannschaft. Die Haut tut weh und der Knöchel brennt höllisch. Kurz vor Ende des Trainings bekam er einen Ball auf den Fuß. Der Fuß schwoll sofort an. Die harten Geschosse aus gepreßtem Kork, fest umwickelt mit 300 Meter Garn und überzogen mit einem Mantel aus weißem Rindsleder, fliegen mit durchnittlich 120 Stundenkilometer über den Platz. Franke versucht sich nichts anmerken zu lassen und die Schwellung so gut wie möglich vor seinen Teamkollegen und den Trainern zu verbergen. Morgen ist ein Spiel gegen die Giants aus San Francisco. Und Franke hat sich nach einer kurzen Verletzungspause wieder einen Platz unter den neun Feldspielern der Brewers zurückerobert. Den will er wegen dieser Schwellung nicht wieder verlieren.

O-Ton Mitch Franke: Das ganze Training ist krass gewesen. Wir haben am Vormittag trainiert, am Nachmittag gespielt und jetzt spielen wir nur am Vormittag und das ist besser. Darauf hat man die ganze Zeit gewartet, darauf haben wir jetzt 10-11 Wochen hingearbeitet, um jetzt endlich anzufangen und endlich ordentlich zu spielen und nicht so viel zu trainieren.

Musik: „The Heist“ von John Zorn aus „John Zorn Filmworks 1986 - 1990“.

Geräusche: Highwaygeräusche ein Fernseher läuft.

Sprecherin: Die Rookie-Spieler der Brewers wohnen in Phönix alle in einem Motel. Mitch Franke sitzt auf seinem Bett im Red Roof Inn. Neben dem grauen Gebäude mit dem knallroten Dach verläuft der Highway. Über den zehnspurigen Asphalt rollt der Feierabendverkehr zurück in die Wüste, versickert zwischen den roten Felsen und den turmhohen Kakteen. Er massiert Salbe in seinen Knöchel. Der Fernseher läuft. Er träumt davon einen Homerun zu machen, den Ball über die Stadionbegrenzung weit hinaus in die Wüste zu schlagen und mit einem Run alle vier Bases abzulaufen. Die Amerikaner nennen den Homerun auch liebevoll „Homer“. Wie sein griechischer Namensvetter hat „Homer“ viele Heldengeschichten geschrieben. Geschichten die von einem erzählen, der durch eine individuelle Tat die Gemeinschaft rettet. Denn der Spieler, der einen Homerun macht, darf alle Kameraden, die auf den verschiedenen Bases stehen, mit nach Hause, zur Homebase nehmen, wie einst Odysseus.

Sprecherin: Chef-Trainer Carlos Lezcano hat über das Team im Baseball seine eigene Philosophie entwickelt.

O-Ton Carlos Lezcano: Baseball is known as a teamsport. But also some people say it´s a lot of individual, eh? Individiual in this sense is: you gotta fill your position and, you got to get your hits to get all your batting average and stuff like that. But once the game starts, it´s a team game. You know, we play the game to win the game We wanna have a good championship team, a team that will win the world series. They all work individual on what they need to work on, but once the game starts you gotta be a team player. You know, you can have a superstar that worries about hitting homeruns but if you don´t have a winning team, you know, what do you want, a winning team or a superstar in your team? But if you got a superstar that is also a teamplayer that´s what we´re looking for.

Geräuche: Fanfaren, Gemurmel von Zuschauern, Spielgeräusche, einer schreit : „Go, Mitch!“

Sprecherin: Das erste Spiel. Der Giant-Werfer geht auf Position. [Pause] Franke trifft, schlägt den Ball weit ins Feld und schafft es über die First Base bis zur Second Base. [Pause] Der nächste Brewer Spieler trifft ebenfalls den Ball und Franke kann von der Second zur Third zurück auf die Homebase gelangen, von wo aus er gestartet ist und macht für seine Mannschaft einen Punkt.

Geräusche: Jubel

O-Ton Carlos Lezcano: Very good! Well every time you win, you know, that´s good. We won ten to one. Mitch, you know, first made one error on an easy play, had a lot of time. He made that error and got a good base into left field. Even first two times he struck out twice, but then he came back and he got a hit. Got a hit, two runs. So, you know, I´m glad that he got that first hit out of the way, so that made him feel good.

Geräusche: Spielfeldlärm (unter gesamter Passage

O-Ton Mitch Franke: Ich hab viele Plays gemacht und einen kleinen Fehler, aber danach bin stark wieder zurückgekommen, hab gut gehauen. Das ist eigentlich ziemlich gut. Jetzt geht’s halt nur darum, dass man das halt und dass man gut weiterspielt.

Sprecherin: Über dem Spielfeld thront eine stählerne Aussichtsplattform. Im Schatten des Wellblechdaches steht Scott Martens. neben ihm sitzt auf einem Klappstuhl Greg Ridoch.

O-Ton Greg Ridoch: My name is Greg Ridoch and I‘m the director of player development for the Milwaukee Brewers. In my position, I don‘t necessarilly look at the score. I look at the performance of each indivudal kid and are they progressing or not. Since spring training. most of the kids have improved. And that‘s all you can gage. Are they improving? Do they have this little slide up in their development? And as long as they have this slide up, you have to think that they have the chance to succeed. But once the level gets down, than you start looking for kids woh still have more opporrtunities.

Sprecherin: Wenn einige dieser Spieler es in die Major League schaffen, gibt es ein Verfahren, in dem jeder Club ihnen ein Angebot macht. So landen die Besten bei den reichsten Clubs. Scott Martens, zweiter Leiter der Spielerentwicklung, aber schaut in die Zukunft:

O-Ton Scott Martens: There is talk that we eventually go to an international draft and that may happen in the next few years. Should that happen, more and more teams are going out and having to spend more time scouting the Domenican Republic, Australia, Taiwan, China, Germany. I think you see more and more teams scouting those areas. Now, if the Brewers were to wait and say, ok when that happpen, we will worry about that then, it may be to late. So instead of being reactive, meaning reacting when that happens, we ned to be proactive and say ok, should this international draft happen, we need to have contacts and establish different contacts in the differnet countrys, so that when the oppurtunity does happen we are already in there and we will already know who are the better players in that countries. And that´s one of the things hopefully we will acomplish by signing Mitch Franke , the first German that played professional Baseball in the US.

Sprecherin: Als Martens und Ridoch wieder vom Turm hinuntersteigen, sagt Greg Ridoch, dass man den Deutschen im Auge behalten werde. Das klingt gleichzeitig nach Versprechen und Drohung.

Musik: Ausschnitt aus: „Take Me Out to the Ballgame“ von Jack Norworth (Autor), interpretiert von George Winston (von 1908)