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  mdr, Ausstrahlung: 30.04.2006, Länge: 5 Minuten
Die deutsche Feuerwehr in Santiago de Chile
 

Autoren: Britta Buchholz und Matthias Zuber
Kamera: Matthias Zuber
Ton: Britta Buchholz
Schnitt: Matthias Zuber und Thomas Bühring
Produktion: polyeides medienkontor
Sendung: WINDROSE
Redakteur: Eberhard Schneider K/W FS Ausland
Länge: 5’ 02’’

Beginn bei TC 10:00:00:00 Ende bei: TC: 10:05:02:08

TC: 10:00:06:00
SprecherIn: Alltag für die Männer der 15. Feuerwehrbrigade. Im Schnitt schrillt die Alarmglocke hier drei Mal am Tag. Eine ganz normale freiwillige, deutsche Feuerwehr - könnte man meinen – nur – diese Feuerwache steht im Norden von Santiago de Chile.

TC: 10:00:27:00
SprecherIn: Die Männer der 15 Brigaden sind hier sehr beliebt. Die Einheimischen nennen sie: „Bomberos Alemanes“ – die „deutschen Feuerwehrmänner“. Sie gelten als disziplinierter und kompetenter als viele ihrer südamerikanischen Kollegen. Dabei sind die meisten der Männer Chilenen, die in der deutschen Feuerwehr freiwillig Dienst tun. Während die Männer unterwegs sind zu einem schweren Unfall mit mehreren Verletzen – wie es über Funk hieß – schwitzen ihre Kollegen [TC: 50:00] in der Feuerwache.

TC: 10:00:52:00
SprecherIn: Sie müssen wieder einmal ihr theoretisches Wissen unter Beweis stellen. Es ist der Abschlusstest zu einem kürzlich zu Ende gegangenen Lehrgang - unter den kritischen Augen eines der Gründungsväter der deutschen Feuerwehr in Chile und der Aufsicht einiger Offiziere.

TC: 10:01:04:00
SprecherIn: Christian Losada ist einer der Bomberos Alemanes und einer der wenigen, die neben der chilenischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Seine Mutter ist Deutsche. Für ihn ist der Dienst hier nicht nur Gelegenheit, etwas Gutes zu tun, sondern gleichzeitig auch Pflege der eigenen Identität.

TC: 10:01:19:11
O-Ton Christian Losada (aktiver Bombero Aleman): „ Das war ein Test über unseren neuen Wagen. Alle technischen Sachen. Alles, was, der Wagen hat. Die Ausrüstung. Alles das.“

TC: 10:01:33:00
SprecherIn: Und, wie war der Test?

TC: 10:01:34:05
O-Ton Christian Losada (aktiver Bombero Aleman): „Es war sehr schwer. Ich habe nicht so viel gelernt, aber ich glaube, ich habe es bestanden. Ich hoffe – aber ich glaube, ja.“

TC: 10:01:42:00
SprecherIn: Der neue Feuerwehrwagen X-15 RTP kam vor einigen Nächten direkt aus Deutschland. Gekostet hat er 250.000 Euro. Viel Geld für eine Kompanie, die hauptsächlich durch Förder-, Spenden-, und Stiftungsgelder finanziert wird.

TC: 10:01:54:19
O-Ton Christian Losada (aktiver Bombero Aleman): „Wir sind eine Rettungskompanie. Es gibt nicht so viele hier in Santiago. Und das macht die Differenz, weil wir mit Autounfällen arbeiten, mit Leuten arbeiten, nicht soviel mit Feuer. Auch mit Feuer. Aber mehr mit Leuten.“

TC: 10:02:12:00
SprecherIn: Inzwischen sind die Bomberos Alemanes am Unfallort eingetroffen. Ein Motorradfahrer hat eine Mutter und ihren kleinen Sohn angefahren. Die Männer der 15. Kompanie leisten erste Hilfe, kümmern sich um die Schwerverletzten, versuchen sie soweit zu stabilisieren, dass der Sanitätswagen sie ins Krankenhaus bringen kann. Für den Motorradfahrer kommt jede Hilfe zu spät. [kurze PAUSE]

TC: 10:02:37:00
SprecherIn: Einer der Gründer der deutschen Feuerwehr in Santiago de Chile ist der deutsche Geschäftsmann Dietrich Angerstein. Obwohl er nicht mehr aktiv im Dienst ist, besucht er seine Kollegen regelmäßig in der Feuerwache.


TC: 10:02:52:20
O-Ton Dietrich Angerstein (Gründungsmitglied der Bomberos Alemanes): „Die Leute, die die Feuerwehr gegründet haben 1958, die wohnten ja alle hier oben. Und hier oben gab es ja keine Feuerwache. Und wenn es hier oben brannte, dann musste die Feuerwehr von unten, also aus dem Stadtzentrum herauskommen. Und das dauerte sehr lange, bis die da waren. Und dann kam eben hinzu, dass Walter Kaufmann bei der freiwilligen Feuerwehr in Stuttgart gewesen war. Und es gab so Verschiedene, die das Feuerwehrsystem in Deutschland kannten oder hier in Chile, in Valparaíso oder in anderen Städten in der Feuerwehr gewesen waren. Und dann kam dann so die Idee auf, machen wir das doch. Zum Schluss war ich dann auch hier Direktor.“

TC: 10:03:28:00
SprecherIn: Gegründet, finanziert und aufgebaut von einigen reichen, deutschen Geschäftsleuten sind inzwischen die meisten Freiwilligen hier Chilenen. Zwar wird die Verwaltung noch auf Deutsch abgewickelt, die Hinweisschilder sind deutsch. Doch gesprochen wird hier inzwischen Spanisch. [TC 03:44] Der 23jährige Student Christian Losada ist eine Ausnahme.

TC: 10:03:51:00
SprecherIn: Das Kind und die Mutter am Unfallort sind so weit stabilisiert, dass sie abtransportiert werden können. [PAUSE]

TC: 10:04:09:00
SprecherIn: Die Einsätze haben oft einen hohen Preis. Jeder der Bomberos, hat Dinge erlebt, die er alleine nur schwer verarbeiten kann.


TC: 10:04:15:22
O-Ton Christian Losada (aktiver Bombero Aleman): „Er war 18 Jahre alt und er war tot. Aber sein Kopf war sehr kaputt und sein Körper war ganz kaputt. Es war sehr schlecht für mich. Wir sprechen immer nach den Einsätzen. Hier habe ich viele Freunde. Ich muss nach dem Arbeiten hier wohnen, hier schlafen auch. Ja. Es hat einen sehr großen Raum in meinem Leben:“

TC: 10:04:47:00
SprecherIn: Für Christian Losada und die Männer der 15. Kompanie ist die Deutsche Feuerwehr von Santiago de Chile und die Wache im Norden der Hauptstadt zur zweiten Heimat geworden - - bis zum nächsten Alarm.

TC: 10:05:02:08 ENDE